Pressemitteilung
Digitale Fernüberwachung von Covid-19-Patienten
Baden-Württemberg bietet als erstes Bundesland ein landesweites Patientenmonitoring für COVID-19-Patienten an. Das Projekt, das im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert wird, wird durch die Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg geleitet.
Darstellung der Vitalwerte der Patientin, die unter anderem über das Pulsoximeter (links) gemessen wurden. © Huma DeutschlandTrotz zunehmender Digitalisierung ist es für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland zurzeit nicht möglich, die Vitalwerte von Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Infektion digital zu überwachen. Mithilfe sogenannter Remote Patient Monitoring Systeme (RPM) kann der Zustand von Risikogruppen, Infizierten und Erkrankten durch den betreuenden Arzt auch von der Ferne aus begleitet und kontrolliert werden. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg. Die Projektleitung übernimmt die Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW), unter anderem in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg sowie Huma Deutschland.
Die engmaschige und flächendeckende medizinische Kontrolle wird per App, oder bei Pflegebedürftigen automatisch, durch einen Telefonserver ermöglicht. Es werden dabei Vitalparameter wie Puls, Atemfrequenz, Körpertemperatur und Allgemeinzustand sowie der für den Verlauf von COVID-19-Erkrankungen kritische Wert der Sauerstoffsättigung erhoben. Der betreuende Arzt kann diese Daten in Echtzeit auf einer übersichtlichen Benutzeroberfläche in seiner Praxis oder im Krankenhaus einsehen. Der Datenschutz bleibt dabei zu jedem Zeitpunkt gewahrt.
Entlastung des Gesundheitssystems
Die Fernüberwachung findet mithilfe der Medopad-App von Huma Deutschland statt. Im Rahmen der Behandlung werden die Patienten mit Pulsoximetern ausgestattet, die eine Messung der Saustoffsättigung über den Finger ermöglichen. Nachdem die Patienten einen Code erhalten haben, können Sie die entsprechende Medopad-App herunterladen und installieren. Die App fordert die Patienten dreimal täglich auf, die Sauerstoffsättigung zu messen und gemeinsam mit den Symptomen und anderen Vitalparametern in der App zu erfassen. Veränderungen im Laufe der Zeit werden dokumentiert und es werden Patienten hervorgehoben, die möglicherweise weitere Untersuchungen oder gar eine Betreuung im Krankenhaus benötigen.
„Wir wollen möglichst schnell in Baden-Württemberg beginnen, eine flächendeckende digitale, ambulante Patientenüberwachung anzubieten. So entlasten wir das Gesundheitssystem, weil für die behandelnden niedergelassenen Ärzte besser erkennbar ist, wann einer ihrer Patienten in die stationäre Behandlung aufgenommen werden muss oder als geheilt gelten kann.“, sagt Prof. Dr. Oliver G. Opitz, Leiter der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg, der Universitätsmedizin Mannheim an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Mit der App Leben retten
Diese Art der Überwachung zur Früherkennung von Patienten mit kritischem Verlauf ist besonders wichtig, da während einer COVID-19-Erkrankung die Sauerstoffwerte im Blut stark absinken können und für einen komplizierten Verlauf mitverantwortlich zu sein scheinen. Der sehr gefährliche Sauerstoffmangel, auch „stille Hypoxie“ genannt, wird von den Patienten häufig nicht bemerkt. Durch die Überwachung der Sauerstoffsättigungswerte im Blut der Patienten können kritische Patienten rechtzeitig in die stationäre Betreuung überführt werden. Die Strategie ermöglicht es so, die limitierten stationären Behandlungsmöglichkeiten zu schützen, indem nur Patienten stationär aufgenommen werden, die einer stationären oder gegebenenfalls intensivmedizinischen Betreuung bedürfen. Fälle mit einem leichteren Verlauf können engmaschig kontrolliert und zuhause begleitet werden.
„Die RPM-Strategie schafft aber nicht nur eine Baden-Württemberg-weite digitale Betreuungslösung zur Entlastung vorallem der Hausärzte, sondern ist in der Lage die gesamte „Patienten-Reise“ vom Gesundheitsamt über die Hausärztinnen und -ärzte bis in die Krankenhäuser und Intensivstationen zu ‚begleiten‘ und diese digital und visuell abzubilden. Auch die Gesundheitswirtschaft in Baden-Württemberg kann von solch einem innovativen Ansatz profitieren“, sagt Opitz. Denn da die ambulanten Daten der medizinischen RPM-Kontrolle in Echtzeit mit der Datenerfassung für positiv Getestete, stationäre Klinikbelegung und beispielsweise dem Immunisierungsstatus gekoppelt werden können, kann ein Pandemie-Risikostatus frühzeitig und verlässlich erhoben werden. Somit bietet sie zusätzlich die Möglichkeit, notwendige Einschränkungen in Gesellschaft und Wirtschaft aber auch deren Lockerung regional planbarer zu machen.