Gründung
eMovements – Mit dem eRollator überall mobil
Zahlreiche Senioren benutzen einen Rollator, wenn sie das Haus verlassen. Er gibt ihnen Sicherheit und sorgt dafür, dass sie mobil bleiben. Normale Rollatoren können jedoch auf unebenem Gelände und an Steigungen nicht benutzt werden. Das Stuttgarter Unternehmen eMovements löst das Problem mit seinem elektrischen Rollator, dem eRollator.
Die drei Gründer der eMovements UG: Max Keßler, Benjamin Rudolph und Matthias Geertsema (v.l.n.r.)
© eMovements
Wenn man sich die Gebrauchsanweisung der gängigen Rollatoren anschaut, so enthalten diese meist den Sicherheitshinweis, den Rollator nur auf horizontaler Ebene und festem Untergrund zu verwenden. Weiterhin wird häufig auf eine Sturzgefahr während des Bergabfahrens hingewiesen. Doch was machen Stuttgarter Senioren, wenn sie einen Rollator benutzen wollen, um weiterhin beweglich zu bleiben? Ist die Stadt doch für ihre Lage im Talkessel bekannt. Dieses Problem tat sich auch bei einem Familienmitglied der jungen Gründer aus Stuttgart auf. Und so beschlossen diese, dort Abhilfe zu schaffen und entwickelten den elektrischen Rollator.
Max Keßler, Matthias Geertsema und Benjamin Rudolph möchten mit der im April 2016 gegründeten eMovements UG den Rollator-Markt revolutionieren. Begonnen hat alles mit der Unternehmung e-buddy, mit der Max Keßler und seine Kollegen den Elevator Pitch Baden-Württemberg 2014 gewonnen hatten. „Wir haben das technisch hochgerüstete Produkt dann gesund geschrumpft“, erklärt Keßler, der Mechatronik an der Universität Stuttgart studiert hat, „und auch für Senioren bedienbar gemacht.“ Das neue Produkt wird im Moment daher ganz einfach „eRollator“ genannt.
Es geht auch bergauf
Der elektrische Antrieb und die Bremse des eRollator bilden die Basis für das neue Sicherheits- und Mobilitätskonzept.
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Für den eRollator, der vermutlich der Medizinprodukteklasse I angehören wird, gibt es drei Hauptanwendungsfälle. „Wenn es bergauf geht, muss man das Gerät nicht schieben, sondern kann angenehm hinterherlaufen“, erklärt der Ingenieur. Wenn es dagegen bergab geht, sorgt der eRollator dafür, dass er nicht zu schnell fährt. „Das Gerät fährt dann bei einer einstellbaren Geschwindigkeit und man muss sich nicht darum sorgen, dass man bergab rollt oder hinfällt“, so der Gründer. Der eRollator wird über die Hinterräder angetrieben. Hierfür haben die Stuttgarter Gründer eigens spezielle Motoren entwickelt. Der Antrieb bietet auf unebenem Untergrund, wie zum Beispiel Pflastersteinen, laut Keßler einen enormen Vorteil.
Der Markt für Rollatoren ist groß. So werden in Deutschland nach Schätzungen etwa 500.000 Rollatoren verkauft. Nach der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der über 65-Jährigen weiter steigen. So wird im Jahr 2060 jeder Dritte über 65 Jahre als sein. Die Zahl der über 80-Jährigen soll sich vermutlich sogar verdoppeln und etwa zwölf Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die Zahlen machen deutlich, dass der Bedarf an Rollatoren oder Gehhilfen in den nächsten Jahren weiter steigen wird. „Der Trend geht auch ganz klar zum Zweit-Rollator“, erklärt Max Keßler. So gibt es Rollatoren sowohl für den Innenbereich als auch für die Außenanwendung.
Integrierte eHealth-Funktion
Ein weiterer Vorteil des eRollator ist, dass man damit relativ einfach über Stufen fahren kann. „Dies kann eine Bordsteinkante sein oder der Einstieg in den Bus“, sagt der Experte. Wenn die Nutzer die Vorderräder anheben, zieht der eRollator mittels der elektrisch angetriebenen Hinterräder die Stufe hoch. Im Bus sorgt die automatische Feststellbremse dafür, dass das Gerät fixiert ist und zum Beispiel als Stütze dient.
Neben der Beleuchtung hat der eRollator noch ein eingebautes Notrufsystem. Mittels der integrierten SIM-Karte wird eine Notfall-SMS mit Positionsangabe an eine ausgewählte Adresse gesendet. „Im Vergleich zum Handy ist dieses Notrufsystem immer beim Benutzer und kann durch einen Knopfdruck aktiviert werden“, erklärt Keßler. Dank der Beleuchtung werden die Senioren auch im Dunkeln gut gesehen und können auch in den Wintermonaten noch am späten Nachmittag ihre Einkäufe erledigen.
Verkaufsstart Herbst 2016
Der eRollator ist intuitiv bedienbar.
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Im Herbst 2016 sollen die ersten eRollatoren für den Verkauf zur Verfügung stehen. Auf der Website des Unternehmens können diese schon vorbestellt werden. Klar ist, dass der eRollator preislich im Premium-Bereich der Rollatoren zu finden ist. Die Unternehmer streben daher auch keine Zulassung im Katalog der Gesetzlichen Krankenkassen an. „Wir setzen auf den sogenannten Freiverkauf“, erklärt Keßler. Das Produkt richtet sich hauptsächlich an Senioren, die noch im häuslichen Umfeld leben und mobil bleiben wollen. Der eRollator wiegt etwa 13 bis 14 Kilogramm. Er kann genutzt werden, um Einkäufe damit zu transportieren. „Senioren, die einen eigenen Haushalt führen, wollen selber einkaufen gehen können, sodass diese mit Sicherheit die wichtigste Zielgruppe darstellen“, so Keßler. Der eRollator richtet sich aber natürlich auch an Senioren, die in betreuten Einrichtungen oder Pflegeheimen leben. Der Akku des eRollator kann entnommen und über einen Gerätestecker geladen werden. Diese Möglichkeit war den Entwicklern besonders wichtig, da Rollatoren zum Beispiel im Treppenhaus oder der Garage gelagert werden, wo es häufig keinen Stromanschluss gibt.
Noch auf Kapitalsuche
Bis zur Gründung von eMovements war das Projekt über Stipendien finanziert. Durch die Förderung im Programm „Junge Innovatoren – Existenzgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen“ des Landes Baden-Württemberg konnten die drei Unternehmer ihr Projekt am Institut für Maschinenelemente der Universität Stuttgart starten. Hier sollen auch die ersten eRollatoren montiert werden. Unterstützt wird das junge Unternehmen im Moment durch das :agile Accelerator-Programm der E.ON SE. Für die weitere Finanzierung läuft die Kapitalsuche.